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Liebe Pflanzenfreunde.

Im Folgenden findet Ihr einen kurzen Textauszug aus unserer Kleinen Spitzbergenflora. Da im Buch nicht alle Gefäßpflanzenarten zu gleichen Teilen berücksicht werden konnten, gibt es detailiertere und weniger ausführliche Beschreibungen der einzelnen Arten, so wie es auch in diesem Beispiel dargestellt ist. Allerdings sind alle beschriebenen Arten auch mit mindestens einer Abbildung im Buch vertreten.

Haupteintrag

Polarfingerkraut - Potentilla hyparctica

Potentilla hyparctica, Saxifraga nivalis Im Vordergrund: Potentilla hyparctica; im Hintergrund: Saxifraga nivalis

Portrait

Das Polarfingerkraut entwickelt bis zu 10cm große, dicht büschelförmige Vegetationskörper. Sein Stengel kann am Boden liegen oder aufrecht stehen. Die Blätter der Pflanze sind drei- bis siebenfingrig und tragen oft sternförmige Haare. Sie entspringen einer kräftigen Wurzel zu jeweils drei verbundenen Einheiten. Die Unterseite der Blätter trägt meist eine dichte Behaarung, die abstehenden Haare an den Blatträndern laufen an den Blattlappen in eine kleine Spitze aus. Zwischen dem frischen Laub verbleiben oft große Mengen alter, abgestorbener Blattreste.

Alle Fingerkrautarten auf Spitzbergen besitzen gelbe Kronblätter. Das Polarfingerkraut entwickelt große, hellgelbe Blüten von bis zu 1,5cm im Durchmesser. Sie sitzen braunroten Stengeln auf, die in wenigblütigen Blütenständen zusammenstehen. Die Kelchblätter sind wie der gesamte obere Teil des Blütenstandes dicht behaart. Die nektarreichen Blüten des Fingerkrauts öffnen sich nur bei Sonne vollständig. Sie werden von verschiedenen Insekten bestäubt. Die nußartigen Früchtchen umschließen eng den Samen und fallen einzeln ab.

Vorkommen

Das Polarfingerkraut ist zirkumpolar verbreitet, mit Schwerpunkt in Nordamerika. Es tritt häufig auf Spitzbergen auf und besiedelt hier feuchte Stellen mit winterlicher Schneedecke.

Wissenswertes

Der Gattungsname Potentilla leitet sich von der Verkleinerungsform des lateinischen Wortes potentia für "Kraft" ab und ist ein Hinweis auf die Anwendung vieler Fingerkrautarten als Arzneimittelpflanzen. Der deutsche Gattungsname Fingerkraut bezieht sich auf die Form der Blätter, die bei vielen Fingerkrautarten fünfzählig gefingert sind. Für Spitzbergen werden sechs verschiedene Arten beschrieben. Der norwegische Name des Polarfingerkrauts lautet Raggmure.

Nebeneintrag

Schneesteinbrech - Saxifraga nivalis

Der Schneesteinbrech (Saxifraga nivalis L.), auf norwegisch Snøsildre genannt, bildet Rosetten aus dicken, behaarten und gestielten Blättern. Diese sind grobgebuchtet und besitzen eine verkehrt-eiförmige Gestalt. Ihre Spitze ist breit abgerundet, während der Blattgrund sich keilförmig in den Stiel verschmälert. Die Oberseite trägt eine mattgrüne Farbe, dagegen leuchtet die Unterseite rötlich. Der aufrechte, dicht mit kurzen Drüsen und langen, gekräuselten Haaren besetzte, aber unbeblätterte Stengel entwickelt zeitig im Jahr schon einen Blütenstand mit gestauchten Seitenästen. Dieser besteht aus vielen, kleinen ungestielten, wohlriechenden Blüten von weißer bis rötlicher Farbe. Die reife Kapsel erscheint oft dunkelrot.

Der zirkumpolar verbreitete Schneesteinbrech gedeiht oft windexponiert an Südhängen. Er erreicht Wuchshöhen von bis zu 20cm, wie der Habichtskrautsteinbrech, wird aber nur selten so groß wie dieser. Häufig wird Schutt besiedelt, wobei sowohl trockene als auch feuchte Standorte wie Berggesimse, Bergrücken und Fließerdeböden in Frage kommen. Das Verbreitungsgebiet der mehrjährigen Art umfaßt ganz Spitzbergen. In den alpinen Räumen zeigt die Pflanze eine breite Vergesellschaftung mit andern Arten. In tieferen Lagen, unter weniger extremen Umweltbedingungen, ist er der Konkurrenz durch andere Pflanzen unterlegen und zieht sich auf Sonderstandorte, wie sonnige und basenreiche Felsfugen, zurück.